Im Rahmen des 60. Ilmenau Scientific Colloquiums fand eine Session zum Thema „Productive teaming – Human-machine collaboration in the production environment“ statt. Diskutiert wurde die Rolle hochkomplexer cybertechnischer Systeme bei der Bewältigung zukünftiger Herausforderungen in der menschenzentrierten Produktion. Die Forschenden im CHIM-Netzwerk betonten dabei die Relevanz der Universitäts-übergreifenden Zusammenarbeit, um Innovationen in diesem vielversprechenden Forschungsfeld voranzutreiben.
Die TU Ilmenau veranstaltete im Rahmen des 60. Ilmenau Scientific Colloquium „Engineering for a Changing World“ (ISC) und in Kooperation mit dem Forschungs- und Innovationsnetzwerk Chemnitz-Ilmenau-Magdeburg (CHIM) am 7. September 2023 eine eigene Session zum Thema „Productive teaming“. Ziel dieses besonderen Themenhighlights in Zusammenarbeit mit dem Forschungs- und Innovationsnetzwerks CHIM war es herauszufinden, welchen Beitrag hochkomplexe, intelligente, anpassungsfähige und autonome cybertechnische Systeme bei der Bewältigung künftiger Herausforderungen in einer menschenzentrierten Produktion leisten können. Diskutiert wurden dabei auch Herausforderungen im Hinblick auf Vertrauen und Sicherheit bei der Teamarbeit zwischen Mensch und Maschine.
Vor einem breiten internationalen Publikum, das weit über die Mitglieder des CHIM-Netzwerks hinausging, wurden Beiträge in Form von Vorträgen, Elevator Pitches und einer Poster-Session zu den vier Themenschwerpunkten „Joint cognition“, „Measurement and information collection“, „Information processing“ und „Operation and evaluation“, diskutiert. „Dabei zeigte sich vor allem, dass Zuverlässigkeit und Sicherheit und das damit verbundene Vertrauen in der Mensch-Maschine-Interaktion bzw. Productive Teaming von zentraler Bedeutung sind“, so Prof. Husung von der TU Ilmenau. Darüber hinaus wurde u.a. die Bedeutung kognitiver Algorithmen und Modellierung, vertrauenswürdiger und erklärbarer KI, multimodaler Immersionslösungen und geeigneter Sensorintegration und Signalverarbeitung deutlich. Die in den Beiträgen vorgestellten Anwendungsfälle reichten von „Teaming im Design“ bis hin zu innovativen Produktionslösungen.
Das Colloquium bot der Forschungsinitiative Productive Teaming eine wertvolle Gelegenheit, um sich mit anderen internationalen Experten auszutauschen, neueste Trends und Entwicklungen kennenzulernen sowie neue Kooperationsmöglichkeiten zu erkunden. Prof. Ragni von der TU Chemnitz: „Die Initiative hat sich bereits als zentraler Akteur in der Erforschung von Mensch-System-Teamarbeit etabliert und zielt darauf ab zu ergründen, wie effektive, effiziente und zugleich menschzentrierte hybride Teams gestaltet werden müssen“.
Über Productive Teaming
Bei „Productive Teaming“ handelt es sich um eine gemeinschaftliche Forschungsinitiative der TU Chemnitz, der TU Ilmenau und der OVGU Magdeburg. Die drei Universitäten ergänzen sich dabei hervorragend im Netzwerk, das sich insbesondere der Mensch-Technik-Interaktion widmet und perspektivisch auch in anderen Forschungsbereichen expandiert. Jede der drei Universitäten bringt ihre spezielle Expertise ein – die TU Chemnitz auf dem Gebiet „Mensch-Maschine-Interaktion und Kognitive Systeme“, die TU Ilmenau im Bereich „Intelligente Sensorik und komplexe Systeme“ und die OVGU Magdeburg im Forschungsfeld „Künstliche Intelligenz und Digital Engineering“.
Die Forscher der TU Chemnitz, der TU Ilmenau und der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg – zusammengeschlossen im Forschungs- und Innovationsnetzwerk CHIM – denken die Produktion in der Industrie vollkommen neu: War seit der Industriellen Revolution im 18./19. Jahrhundert der Mensch der Handelnde, der die Maschinen ans Laufen gebracht und immer alle Probleme gelöst hat, wird mit „Productive Teaming“ die Maschine ins Team geholt. Dabei kommt der Mensch-Maschine-Interaktion, die schon seit der Industrie 4.0 im Zentrum der Fertigung steht, überragende Bedeutung zu: Menschen und Maschinen werden im Produktionsprozess mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz so aufeinander eingestellt und ihre Handlungen aufeinander abgestimmt, dass Aufgaben und Probleme so effizient wie niemals zuvor gelöst werden. Intelligente Maschinen lernen nicht nur zu lernen, sondern auch empathisch in den Produktionsprozess einzugreifen. Wie ein menschlicher Vorarbeiter erkennt, dass der Arbeiter überlastet oder seelisch überfordert ist und ihm Unterstützung zur Seite stellt oder ihn aus dem Fertigungsprozess ganz herausnimmt, so werden es – so die Vision von Productive Teaming – in Zukunft auch Maschinen tun. Mit Productive Teaming greifen künftig nicht nur mechanische Zahnräder im Produktionsprozess ineinander, sondern Künstliche Intelligenz, Software und Sensorik – und der Mensch.
Über das Ilmenau Scientific Colloquium
Vom 4. bis 8. September 2023 fand das Ilmenau Scientific Colloquium (ISC) unter dem Motto “Engineering for a Changing World” statt. In diesem Jahr trafen sich internationale Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft und Praxis zum 60. Mal an der TU Ilmenau, um fünf Tage lang neueste wissenschaftliche Erkenntnisse auszutauschen und Innovationen für eine sich rasant verändernde Welt zu präsentieren – insgesamt rund 400 Teilnehmende. Die Bandbreite der in diesem Jahr behandelten ingenieurwissenschaftlichen Themen reicht von Feinwerktechnik und Messtechnik, Digitalisierung und Industrie 4.0 über Mechanik, Mechatronik, Biomechatronik bis hin zu nachgiebigen Systemen, der Entwicklung technischer Systeme und innovativen metallischen Werkstoffe. Angesichts des weltweit steigenden Energieverbrauchs spielten Fragen der Ressourceneffizienz und der Kreislaufwirtschaft dabei eine besondere Rolle.
Weitere Informationen zum ISC: https://www.tu-ilmenau.de/universitaet/fakultaeten/fakultaet-maschinenbau/veranstaltungen/ilmenau-scientific-colloquium-engineering-for-a-changing-world
Weitere Informationen über Productive Teaming: https://forschungsnetzwerk-chim.de/productive-teaming/
(Autoren: TU Ilmenau/Marlies Facius; Fotos: TU Ilemenau/Michael Reichel und TU Chemnitz/Marlies Facius)