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Productive Teaming Panel auf der Hannover Messe 2023: Menschzentrierte Produktion im Fokus!

Wie können Mensch und Maschine als Team zusammenarbeiten? Diese und weitere Fragen über „Productive Teaming“ diskutierten am 21. April Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der TU Chemnitz, OVGU Magdeburg, TU Ilmenau, dem Fraunhofer IFF und der Digitalagentur Sachsen auf der Hannover Messe 2023.

Vom 17. bis 21. April 2023 fand die diesjährige Hannover Messe unter dem Leitthema „Industrial Transformation – Making the Difference” statt. Die Weltleitmesse bot eine Fülle von Möglichkeiten, um sich über die Megatrends der Industrie auszutauschen. Neben den klassischen Messeständen konnten Messebesucher und Teilnehmer sich auf mehreren Konferenzbühnen, u.a. der „Industrial Transformation Stage“, im Rahmen von Podiumsdiskussionen und Vorträgen über die aktuellen Trends einer smarten, energieeffizienten und nachhaltigen Produktion informieren und diskutieren. Ein Höhepunkt am letzten Messetag war das Panel zum Thema „Productive Teaming“. Die moderierte Diskussion wurde von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Forschungs- und Innovationsnetzwerks Chemnitz-Ilmenau-Magdeburg („CHIM“) und weiteren kooperierenden Forschungspartnern geführt, die ihre Visionen und Ideen für die Zukunft der menschzentrierten Produktion präsentierten.

Zu den Teilnehmern der Podiumsdiskussion gehörten Frauke Greven von der Digitalagentur Sachsen, Prof. Dr. Tina Haase des Fraunhofer IFF Magdeburg, Prof. Dr. Frank Ortmeier von der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Prof. Dr. Gunther Notni und Prof. Dr. Stephan Husung von der TU Ilmenau sowie Prof. Dr. Marco Ragni von der TU Chemnitz.

Im Mittelpunkt des Panels stand die Frage, wie Mensch und Maschine als Team zusammenarbeiten können und was wir uns unter „Productive Teaming“ vorstellen können. Gleich zu Beginn des Panels äußerte sich Prof. Ragni als ein Sprecher von CHIM zur allgemeinen Einordnung von Productive Teaming: „Durch die stetig steigende Produktdiversifikation benötigen wir im Bereich der Produktion immer mehr individuelle Lösungen, um mit diesen Herausforderungen umgehen zu können. Diese Problemlösungen dürfen aber nicht mehr allein auf den Schultern des Menschen lasten; wir sollten versuchen, auch die Maschinen immer mehr einzubeziehen“. Dabei spielen Themen wie Künstliche Intelligenz natürlich eine wichtige Rolle. „Dennoch besteht Teaming nicht nur aus Maschine und KI, […] denn wir müssen sehr breit gefächert herangehen, es ist also ein interdisziplinärer Ansatz zu wählen“, so Prof. Notni. Anhand der Fortschritte im Bereich der KI und des maschinellen Lernens werden auch Systeme immer fähiger. Aber können sich diese Systeme auch auf den Menschen einstellen? Was müssen Systeme leisten können, damit diese mit dem Menschen in einem Team zusammenarbeiten können?

„Der Mensch soll nicht ersetzt werden.“

„Genauso wie Menschen miteinander „teamen“ und sich gegenseitig Hilfestellung geben, sollten auch Maschinen dazu befähigt werden, mit dem Menschen auf einer Ebene zusammen zu arbeiten. Wichtig dabei ist, dass auch hier der Mensch im Mittelpunkt steht, d.h. in der menschzentrierten Produktion soll der Mensch nicht ersetzt werden, sondern mit einer Maschine in einem Team zusammenarbeiten“, so Ragni. Ortmeier fügte ergänzend hinzu: „Wir sehen die Vision und die Zukunft der menschzentrierten Produktion darin, dass die Maschine sich auf den Menschen einstellt und Partner von diesem wird, anstatt dem Menschen den „Takt“ vorzugeben“.

Die Experten betonten mehrmals die Notwendigkeit einer reibungslosen Zusammenarbeit und Kommunikation, das Zusammenspiel von Mensch und Maschine sei entscheidend für eine erfolgreiche Produktion. Auch die Wissenschaftler der TU Ilmenau sprachen sich für das Zusammenwirken von Mensch und Maschine aus: „Wir bringen Maschinen dazu, den Menschen zu verstehen, aber genauso müssen wir als Mensch auch die Maschine verstehen. Dieses Zusammenspiel ist die wesentliche Grundlage für das Teaming“, so Notni.

Frauke Greven von der Digitalagentur Sachsen betonte die Wichtigkeit, die Beziehung zwischen Mensch und Maschine mit Sorgfalt zu betrachten und sicherzustellen, dass wir letztlich den Menschen in den Fokus und auch in die Verantwortung nehmen: „Wenn wir nicht auch die Menschen befähigen, die Maschine zu verstehen, dann hängen wir die Menschen irgendwann in der Digitalisierung ab.“

„Eine zentrale Herausforderung ist auch, dass wir bzw. die Maschinen nicht nur die Umgebung erkennen, sondern über multimodale Sensoren verstehen, wie es meinem Gegenüber geht, z.B. durch Erkennung und Messung von Stress. Damit einher gehen auch wieder ethische Fragestellungen, die nicht außer Acht gelassen werden dürfen […] und es erfordert einen kompetenten Umgang mit den Forschungsergebnissen aus derartigen Messungen“, gab Prof. Haase zu bedenken.

Wo kann Productive Teaming angewendet werden?

Prof. Husung von der TU Ilmenau äußerte im Gespräch, dass Produktive Teaming in der Produktion von großer Bedeutung sei, insbesondere dort, wo mit kleinen Stückzahlen oder individuellen Produkten gearbeitet werde. „Ebenso bei vielen Endprodukten wie beispielsweise in der Medizintechnik, wo die Produkte an den Menschen angepasst werden und somit schon während der Produktion ad hoc Entscheidungen getroffen werden müssen“, führt Prof. Husung weiter aus. Auch das Thema Nachhaltigkeit spiele hier eine große Rolle, indem Unternehmen z.B. Produkte wieder zerlegen müssen, um die Werkstoffe in den Kreislauf zu überführen. „An dieser Stelle könnten die Stärken von Productive Teaming, also die Kompetenzen von Mensch und Maschine, ausgespielt werden, um dort effektiv zu unterstützen“, so Husung.

Auch für mittelständische Unternehmen ist das Thema relevant, da die Technologie von Productive Teaming auch für diese Unternehmen große Vorteile bringen kann. Prof. Ragni: „Der Mensch ist zwar davon abhängig, wenn es aber auch einen Vorteil bringt, indem ich weniger [über Probleme] nachdenken muss […], dann habe ich gute Gründe dafür, Productive Teaming einzusetzen. Sobald sich die Technologie durchsetzt und die Hardware dies leisten kann, wird es also auch für kleinere Unternehmen attraktiv“.

Die Herausforderungen in der Integration von Künstlicher Intelligenz und Maschinellem Lernen in der Produktion bleiben weiterhin groß. Die Forscherinnen und Forscher des Panels bieten mit Productive Teaming ein vielversprechendes „Werkzeug“, mit dessen Hilfe Mensch und Maschine zukünftig auf Augenhöhe zusammenarbeiten und gemeinsam Lösungen erarbeiten könnten.

Die gesamte Aufzeichnung des Panels kann auf der Website der Hannover Messe abgerufen werden: https://www.hannovermesse.de/veranstaltung/productive-teaming-die-zukunft-menschzentrierter-produktion/exp/104567.

Mehr Informationen zum Forschungs- und Innovationsnetzwerk CHIM und Produktive Teaming finden Sie hier: https://chim.hrz.tu-chemnitz.de/

24.04.2023

(Autor und Fotos: Marlies Facius)